Samstag, 31. August 2013

Liebling, ich glaube, wir wurden geschrumpft

Schlaftrunken trottete ich morgens zum Fenster um zu schauen, wie das Wetter wird. Ich lugte durchs Küchenfenster in den Garten. 

Herr Wurzelhuber senior stand draussen am Himbeerstrauch - seine Beine ragten aus der Krachledernen, die Hosenträger spannten. Er zupfte ein paar Himbeeren ab, schaute in den Himmel, murmelte zufrieden in den weissen Rauschebart und watschelte davon. Das Wetter wurde gut. 

Ein anderesmal guckte ich aus dem Fenster und Frau Wurzelhuber stand in ihrem Sonntagsgewand am Kräuterbeet, schaute in den Himmel, schüttelte den Kopf, sammelte die Wäsche von der Wäscheleine und verschwand im Haus. An dem Tag regnete es. 

Es fiel mir wie die Schuppen von den Augen: Jemand hat mich über Nacht geschrumpft und mich in ein Wetterhäuschen gesteckt!

Donnerstag, 29. August 2013

Etwas brenzlig...


Ich als Stadtmensch lege höchstens mal eine Kaminfeuer DVD ein. Die Leute vom Land aber haben immer irgendwo ein Lagerfeuer brennen. Ich finde das toll. Sobald ich im Dorf angekommen bin, springe ich aus dem Auto und renne wie eine Fliege ins Licht, werfe Marshmallows ins Feuer, kokle Sachen an, führe Regentänze um die Feuerstelle auf. Wahrscheinlich sind die echten Eingeborenen schon genervt von mir, aber sie werden mich immer erst dann los, wenn ich vor lauter Russ nichts mehr durch die Brille sehe.


Vor einigen Wochen lagen vor dem Haus Holzstämme und irgendwelche Baumteile. Sah ich schon aus der Ferne. Supi. Bin gleich in die Stube gerannt: "Tun ma grillen? Darf ich was kleinhacken? Das Gerümpel im Hof? Hmm?" Stille in der Küche, große Augen schauten mich entsetzt an: "Wos. Geh weida. Des ist doch der Hochsitz vom Papa ... hod er ausm Woid zum reparieren heimgebracht." 


Ich interpretierte das als ein zaghaftes 'eher nicht' und überlegte, ob mir Papa Wurzelhuber dafür das nächste mal bei der Jagd versehentlich eine Ladung Schrot in den Hintern ballert.

Montag, 12. August 2013

Salatgurkenbaum

Ich gebe mein bestes auf dem Land. Wo genau meine Stärken liegen, weiß ich aber noch nicht. Zusätzlich musste ich neulich auch noch einen herben Rückschlag verkraften. Die Geschichte spielte sich kurz vorm Mittagessen bei Familie Wurzelhuber ungefähr so ab: 

"Irgendwas muss sie doch können, dein Fräulein aus der Stadt.
Vielleicht kann sie eine Salatgurke aus dem Garten holen, hmm?" meinte Herr Wurzelhuber senior. 


"Au ja. Alles klar, supi", ich war total froh, dass ich Herrn Wurzelhuber gleich beim ersten Anlauf verstanden habe und das ohne Übersetzungshilfe. Salatgurken einsammeln, schaffe ich locker. Ich schnappte mir ein Körbchen, setzte meinen Sonnenhut auf und stampfte voller Tatendrang davon. 15 Minuten später stand ich immer noch zwischen den Beeten und suchte den Boden nach Salatgurken ab. Aber nix da. Die Wurzelhubers standen am Fenster (ich nehme an, den Nachbarn haben sie auch Bescheid gesagt). Ich war ein wenig verunsichert und krabbelte das Beet nochmal auf allen vieren ab. Ich weiß wie Gurken aussehen, ernte sie schließlich regelmäßig im Supermarkt nebenan. 

"Nimm die", sagte Wurzelhuber Junior, der mir dann doch lieber zu Hilfe kam und dabei nach oben zeigte. Dann pflückte er ein paar Salatgurken vom Salatgurkenbaum. Aha. Okay. Der olympische Gedanke zählt.

Man hat mich in der "Stube" (schon wieder ein neues Wort) gleich darauf hingewiesen, dass das natürlich kein Baum ist sondern eine Ranke. Egal, die Überschrift bleibt jetzt so.