Freitag, 28. Oktober 2011

Der Molekulardingenskirchen

Ich wollte mich schon auf die Fernsehcouch werfen und Winterschlaf halten, da schallte es von überall her: Hey, Brilla, du musst mehr ausgehen. Lieg doch nicht nur so rum. Verströme deinen Charme.

Also krabbelte ich wieder runter vom Sofa, schmiss mich in Schale und traf mich mit einem Molekularwissenschafter. Ja, genau! Klingt komisch und ist auch so. 'Ne Nummer zu groß.

Wir bestellten einen Salat. Dieser kam in Form von Radicchio und Rollo Rosso. Professor Molekül sah entgeistert von mir auf den Teller und zurück: "Was ist das denn?" "Salat." "Der ist ja gar nicht grün???"

Zugegeben, dieses Gespräch verunsicherte mich ein wenig. Aber was solls. Molekül hielt mir nämlich bereits sein Smartphone unter die Nase: "Hier, mach mal deinen Finger drauf... ist 'ne App. Ob man zusammenpasst." Ich patschte also meinen Fettfinger auf das Display, er seinen - uns wurden unverzüglich 85% Liebespunkte attestiert.

Gelangweilt schweifte mein Blick durch das Restaurant und blieb an einem neckischen Wandtatto hängen: Schmecken! Tasten! Riechen! Stand da in Großbuchstaben. Molekül bemerkte meinen Blick und bestätigte nickend: "Sinnesorgane, das sind die Sinnesorgane." "Nicht ganz, oder ist das Ding da mitten in deinem Gesicht eine Rieche, gnihihihi." Professor Molekül überlegte und kaute bedächtig am Salatblatt. 

Offensichtlich kam er aber zu keinem Ergebnis. Dafür ich: Die App funktioniert nicht und Molekül ist ein Hochstapler.

Der Herbst ist da.

Nicht, dass ich das selber gemerkt hätte, sitze ja ständig vor dem Computer. Nein, ich kenne aber eine echte Fee, die mich durch die Jahreszeiten leitet. 

Ich wähnte mich nämlich noch mitten im Sommer und trug einen Sonnenhut, da kam Finanza Federleicht morgens bibbernd im dicken Pulli und mit einer Erkältung ins Büro: "Brrr. Ist etba das Benster auf?" sprach sie mit verschnupfter Nase und hielt einen Kräuterteebeutel in die Bürotasse.  - Das ist immer das Zeichen für mich, rauszugehen und Kastanien zu sammeln, die Zugluft-Wurst aus dem Keller zu holen und in eine Herbstdepression zu verfallen.

Beim gefühlten ersten Frost ca. Anfang Oktober hat Fee Federleicht bereits kleine Eiszapfen in den langen Haaren und winzige Schneekristalle in den Augenbrauen und ganz klamme Finger: "Brrr, können wir die Heizung ganz aufdrehen?" *Schnief* *Hust*  - Dann heisst es für mich, das Einkaufskörbchen im Online-Shop mit Weihnachtsgeschenken zu füllen; Termin für die Winterreifen ausmachen, Kekse backen.

Den ersten Pollen niesst Fee Federleicht übrigens schon entgegen, noch bevor diese losfliegen.  - Da hole ich dann die Sommerreifen und pflanze Geranien und jammer über die Frühjahrsmüdigkeit.

Und, sobald Fee Federleicht einen fiesen Sonnenbrand trägt, buche ich meinen Sommerurlaub, denn dann kann der Sommer nicht weit sein.

Was würde ich ohne meine Fee blos tun...

Freitag, 21. Oktober 2011

Bürogespräche Teil 1

Frau Brillova sitzt starr mit dickem Schal um den Hals hinter dem Computer.

Fr. Palatschinka: Haste Halsschmerzen?
Fr. Brillova: *röchel*
Fr. Palatschinka: Biste krank? Magst du einen Pfefferminzdrops?
Fr. Brillova: *röchel*
Fr. Palatschinka: Hallo ... Warum hast du so einen dicken Schal um den Hals?
Fr. Brillova: Er hält meinen Kopf aufrecht ... Aua. Du hast mir den Drops ins Auge geworfen.

Sonntag, 16. Oktober 2011

Mitbewohner

Als ich in meine nussschalengroße Wohnung eingezogen bin, wohnten die Silberfische bereits drin. Am Anfang war es eine richtige kleine Gang, die Abends ihr Unwesen trieb, durch die Küche lief und sich kichernd unter dem Mülleimer versteckte. Mittlerweile ist nur noch einer da. Entweder es liegt an den Ködern, die ich ausgelegt habe, oder an den Blähungen, die man mir nicht zutraut. 

Naja, jedenfalls ist Wurzelhuber als einziger übriggeblieben. Die ganzen Gift-Köder hat er aufgefressen, aber anstatt zu platzen, wie gemäß Bedienungsanleitung vorgesehen, ist er wie ein Hefeteig aufgegangen. Nachdem ich meine Lupe rausgeholt habe und wir uns beide ins Gesicht geschaut haben, entschieden wir uns für so was wie eine Symbiose. Wurzelhuber darf in der Nacht durch die Wohnung trampeln, Grimassen ziehen und sich auf der Badematte wälzen, ich tagsüber.

Auf der Suche

Mein Chef popelt gerne in der Nase. Gerne auch, wenn er vor mir steht und etwas fachliches mitteilen möchte. Bislang habe ich mich immer peinlich berührt abgewandt und guckte woanders hin. Aber insgeheim wollte ich ja schon gerne herausfinden, ob der Bohrer mit seiner Recherche aufhört, wenn man ihn dabei direkt zuschaut. Da ich seit Neuestem einen Flachmann in der Handtasche habe, den mir die liebe Frau Palatschinka geschenkt hat, sah ich mich nun hochprozentig gestärkt genug. Was soll ich sagen - Info an die Personal-Akte: Nein, er hört nicht auf. Und die Nachfrage, ob er was gefunden hat, versteht er nicht.

Fast ein Blinddate

Treffpunkt Brunnen am Markt. Das dies der Treffpunkt für ganz viele Leute ist, wurde mir klar, als ich angehetzt kam und den Brunnen vor lauter Menschenmassen nicht gesehen habe. 

Aber gut, ich find schon mein Date - ich hatte ja vorher ein kleines Passfoto zugespielt bekommen, von daher wusste ich so ungefähr, wen ich suchen muss. Also: Zauberblick einschalten und Frauen wegdenken, Rentner streichen, Pärchen ignorieren, Teenager außer Acht lassen, Blonde ausschließen, Langhaarige vernachlässigen, geile Typen schon mal vergessen - et voila - da war er, der Hässlichste von allen, das musste er sein. War ja klar. Natürlich. Und eine rote Rose hielt er auch noch in der Hand. In der anderen ein schwarzes Herrentäschchen. 

Ich versuchte meine Enttäuschung zu überspielen und ging winkend auf ihn zu. "Ey cool, du hast mich ja gleich erkannt!!! Dabei hatte ich damals nur ein ziemlich altes Foto parrat", sagte er, sprang vom Brunnen runter und war einen Kopf kleiner als ich. *Grummel*

Samstag, 1. Oktober 2011

Und wenn sie nicht gestorben ist, ...

Heute war ich im Gartencenter. Am Wochenende fahre ich nämlich immer gern ins Grüne. 

Vor Ort schnappte ich mir also einen Einkaufswagen, merkte aber bereits nach ein paar Schritten, dass der Wagen beim Schieben quietscht. So kann man nicht Einkaufen. Also steckte ich ihn in die Einkaufswagen-Schlange nebenan und nahm mir einen neuen. 

Ich wollte schon fröhlich fortdüsen und losshoppen, merkte aber, dass der Wagen quietscht. Also schob ich ihn in die Einkaufswagen-Schlange und nahm mir einen neuen. Der quietsche aber auch, also schob ich ihn in die Einkaufswagen-Schlange und nahm mir einen neuen. Der quietsche aber auch, also schob ich ihn in die Einkaufswagen-Schlange und nahm mir einen neuen. Der quietsche aber auch, also schob ich ihn in die Einkaufswagen-Schlange und nahm mir einen neuen. 

OH MEIN GOTT - ICH WAR IN EINER ZEITSCHLEIFE GEFANGEN!!!!

Gott sei dank, war Lese Brilla mit mir. Sie kennt mich, ist vieles von mir gewöhnt, erkannte den Ernst der Lage, rauchte zu Ende und rettete mich.