Samstag, 26. März 2011

Glanz und Gustl

Eines Tages lernte ich übers internet einen Polier kennen, den Gustl. Wir waren zu der Zeit beide beruflich sehr eingespannt, also mailten oder smsten wir uns. Anfangs recht zögerlich, dann wurden wir uns aber immer mehr sympatischer. Wir hatten bis dahin aber weder Fotos ausgetauscht, noch telefoniert. Ich sah mich trotzdem bereits glänzen und funkeln. 

Zu unserem ersten Treffen wollte ich mein Besteck von Ikea mitbringen, mehr Edelmetall besitze ich nicht. Meine Freunde, die gerade ein Haus bauen, brachten mich jedoch auf den Boden der Tatsachen zurück: "Brilla, tu das nicht. Aber wenn er was taugt, dann gib uns seine Nummer." "Warum, habt ihr auch Tafelsilber?" Nun gut, Spass beiseite, dass ein Polier nicht poliert, weiß ich jetzt auch. Zu unserem ersten Treffen kam ich also nur mit einer kleinen Handtasche. Erkannt haben wir uns erst nach einer halben Stunde. Und schlimmer, nach meinem Begrüssungssatz starrte er mich entgeistert an: Was hast du denn für einen seltsamen Akzent? Danach habe ich mich nicht mehr getraut, irgendwas zu sagen. Und er hat sich auch nie wieder gemeldet.

Sonntag, 13. März 2011

Neues date, neues Glück und ein Uiiii

Naja, was soll ich sagen ... er hatte doch so einen schönen Namen. Rocher Fioretto oder so ähnlich. Also eher 'oder so ähnlich'. Und einen tollen Beruf. Und Eltern mit Haus am Strand. Als ich meiner Freundin davon erzählte, wollte sie mir gleich mit der Bratpfanne eins überbraten. Sie dachte, ich würde ob meiner Gutgläubigkeit auf jeden Mist reinfallen. Aber sie hatte gerade keine Bratpfanne dabei, also blieb nur die Luft- Bratpfanne. Und die tut ja gar nicht weh, haha. Aber zurück zu meinem Date.

Abends am Telefon:

Typ: "Fräulein Brilla, wir sollten uns mal treffen, aber nicht 
     am Donnerstag, da hat meine Reinigung einen Aktionstag, 
     Freitag vielleicht, ich kenne da ein Lokal mit einem All 
     you can eat Salatbuffet für 6 EUR."
Ich: "Uiiii."
Typ: "Soll ich Sie eigentlich abholen, Fräulein Brilla? Habe 
     ein sparsames Auto mit niedrigem Spritverbrauch, dann 
     kann man das ja schon machen. Oder haben sie eine 
     Monatskarte für die Sbahn? Dann könnten wir auch weg 
     fahren."

Ich legte das Wurstbrot beiseite und lächelte winkend in den Telefonhörer, denn ich war sicherlich in einer Folge der versteckten Kamera.

Am Freitag stand ich trotzdem pünklich am Treffpunkt, als ein Agent an mich herantrat. (Notiz an mich: schwarze Trenchcoats sollten verboten werden, erst recht, wenn man die Arme am Körper angenäht hat.)

"Folgen Sie mir, Fräulein Brilla", murmelte der Pinguin und watschelte energisch los. Ich versuchte Schritt zu halten, während wir einmal ums Gebäude herumliefen, um dann wieder am Treffpunkt anzukommen. Erst dann konnten wir ins Lokal, vor dem wir uns getroffen haben, hineingehen. (Notiz an mich: Männer in schwarzen Trenchcoats sollten verboten werden.)

Drinnen wollte ich meine Jacke ablegen, vielleicht ein Getränk bestellen, aber Herr Fioretto scheuchte mich schon zum Buffet, bedeutungsschwanger auf seine Armbanduhr deutend. Also gut, Teller in die Hand und *schaufel schaufel*. Hinsetzen *mampf mampf*. "Manchmal schaffe ich drei Teller", meinte er stolz zu mir. Ich versuchte, beeindruckt zu gucken: "Uiiii."

Um das Gespräch in Schwung zu bringen, zeigte mir Fioretto erst einmal seinen Berufsausweis. Tatsächlich, er war das, was er vorgab. Danach zeigte er mir seine Fahrkarte. Aha, Gesamtnetz, supi. Und die gesammelten Gutscheine aus der Kantine. Hmm, lecker. Ich wollte schon nach ihnen greifen, aber er versteckte sie ganz schnell in seinem Trenchcoat.

Ich bestellte einen Aperol-Spritz um mir Fioretto wenigstens schön zu trinken. "Ein Getränk ist übrigens nicht in dem Büffetpreis inbegriffen", nuschelte mir mein Gegenüber zu, griff nach dem Brotkorb und legte sich alle sechs Brotscheiben auf seinen Teller. 

Danach führte er einen stundenlangen Monolog, ohne zu merken, dass ich nicht mehr antworte, was auch nicht möglich war, denn ich bin in der Zwischenzeit gegangen.