Dienstag, 30. November 2010

Vienna is calling

Ein Huhn findet ein Ei und aus dem Ei komme ich heraus mit einer Katzenbrille... meinte der alte Künstler mit seinem Wiener Akzent erklärend zu seinem Bild. Er setzte seine dicke Brille auf, die fünfmal so dick war wie meine und schaute uns alle mit seinen vergrößerten Augen an. Er meint es tatsächlich ernst.

Wir saßen im Hawelka, warteten auf unsere Melange und man kann sich gut unseren verwunderten Gesichtsausdruck vorstellen. Surrealismus wie er leibt und lebt. Das alte Sofa auf dem wir alle saßen seufzte unter uns, der Kamin knisterte und die Melange drehte sich in der Tasse nach dem Umrühren schwindelig. Wir guckten unsicher nochmal auf das Bild und wiederholten andächtig die Beschreibung dazu. Ein Huhn findet ein Ein und aus dem Ei komme ich heraus mit einer Katzenbrille. Stimmt irgendwie.

Das Hawelka ist mein Lieblings-Cafe. Dort ist die Zeit stehengeblieben und die Inhaber haben es gar nicht mitbekommen. Ich sag es ihnen auch nicht. Herr Hawelka feierte dieses Jahr seinen 99sten Geburtstag und sitzt oft noch im Cafe an seinem Tisch. Ich sitze auch sehr gerne dort, auf einem der wackligen Thonet-Stühle und beobachte, die Touristen, die Studenten, die Genießer, die Künstler, den Ober im Frack. Der ist eh der beste. Keiner serviert ein einfaches Würstchen mit Kren so schmackhaft wie er.   

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